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Reallöhne in Deutschland steigen im 2. Quartal 2023 trotz Inflation leicht an

30.08.2023 | von Patrick Fischer, M.Sc., Gründer & Data Scientist: FDS

Die Nominallöhne in Deutschland haben im 2. Quartal 2023 einen bemerkenswerten Anstieg um 6,6 % im Vergleich zum Vorjahresquartal verzeichnet, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) heute bekannt gab. Dies markiert den höchsten Anstieg der Nominallöhne für ein Berichtsquartal seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 2008. Gleichzeitig stiegen die Verbraucherpreise im selben Zeitraum um 6,5 %. Infolgedessen verzeichneten die Reallöhne einen leichten Anstieg um 0,1 % gegenüber dem Vorjahr, was den ersten Anstieg seit dem 2. Quartal 2021 darstellt.

Diese Entwicklung wurde durch eine Kombination aus verschiedenen Faktoren ermöglicht. Ein entscheidender Beitrag kam von der Inflationsausgleichsprämie, die bis zu 3.000 Euro betragen kann und steuer- sowie abgabenfrei ist. Arbeitgeber leisten diese Prämie auf freiwilliger Basis. Ebenso trug die Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro pro Stunde im Oktober 2022 zu diesem positiven Trend bei.

Besonders beeindruckend war der nominale Lohnanstieg bei geringfügig Beschäftigten, der bei 9,7 % im Vergleich zum Vorjahreszeitraum lag. Dies ist größtenteils auf die Erhöhung der Minijob-Verdienstgrenze von 450 Euro auf 520 Euro pro Monat seit dem 1. Oktober 2022 sowie auf die Mindestlohnerhöhung zurückzuführen. Teilzeitkräfte (+7,2 %) und Auszubildende (+8,4 %) verzeichneten ebenfalls überdurchschnittliche Lohnsteigerungen. Im Gegensatz dazu stiegen die Nominallöhne von Vollzeitbeschäftigten leicht unterdurchschnittlich um 6,3 %. Innerhalb der Vollzeitbeschäftigten verzeichnete jedoch das untere Fünftel der Lohnskala mit durchschnittlich +11,8 % die stärksten Zuwächse.

Eine interessante Erkenntnis aus den Daten ist auch der Lohnanstieg in stark von der Corona-Krise betroffenen Sektoren. Im Gastgewerbe stiegen die Nominallöhne um beeindruckende 12,6 % im Vergleich zum 2. Quartal 2022. Ähnlich hohe Anstiege wurden auch in den Bereichen Kunst, Unterhaltung und Erholung (+11,9 %) sowie Verkehr und Lagerei (+10,0 %) verzeichnet. Diese Steigerungen können größtenteils als Aufholeffekte betrachtet werden, da diese Sektoren während der Pandemie stark von Lockdowns und Kurzarbeit betroffen waren.

Bei einer genaueren Analyse der verschiedenen Branchen zeigt sich, dass das Lohnniveau vor der Krise - gemessen am Nominallohnindex im 2. Quartal 2019 - fast überall wieder erreicht wurde. Einige wenige Ausnahmen sind die Bereiche Herstellung von Kraftwagen, sonstiger Fahrzeugbau und Luftfahrt.

Die neuen Verdienstindizes ab dem Berichtsjahr 2023 basieren auf der verbesserten Verdiensterhebung, die eine umfassendere Erfassung von Beschäftigungsarten und Wirtschaftsbereichen ermöglicht. Dadurch bieten die Daten eine genauere und umfassendere Darstellung des Lohnwachstums und seiner Zusammenhänge in der deutschen Gesamtwirtschaft.

Insgesamt deuten die aktuellen Daten darauf hin, dass die deutschen Arbeitnehmer trotz der allgemeinen Inflation und wirtschaftlichen Unsicherheiten eine leichte Steigerung ihrer Kaufkraft erfahren haben. Dies könnte positive Auswirkungen auf den Konsum und die wirtschaftliche Stabilität haben, während die Nachhaltigkeit dieser Entwicklung weiterhin beobachtet werden sollte.

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